Keramikmuseum Scheibbs | ÖSTERREICH
ONE MILLION | ZEICHNUNGEN @ LOAM RE: TONINDUSTRIE SCHEIBBS
Eröffnung: 12. Juni 2021, 19 Uhr
Dauer: 12. Juni - 26. Oktober 2021
Location: Keramikmuseum Scheibbs, Erlafstrasse 32, Scheibbs, Österreich
Uli Aigner erzeugt in zehn handgedrehten Gefäßen eine Art Echo von drei Formen aus der Sammlung des Keramikmuseums, übersetzt in Porzellan. Der Entwurf des zweiarmigen Kerzenständers ist Hilde Heger zugeordnet, die 1925-1928 in der Tonindustrie Scheibbs tätig war, der Entwurf der dreifüßigen Schale stammt vermutlich aus der gleichen Zeit von Helene Dörr. Die „Türkischen Vase“ ist nach einer Skizze von Mitzi Stamminger angefertigt, die ab dem Jahre 1952 für die Scheibbser Keramik arbeitete.
OFFENE FORM 89 - DAGOBERT PECHE UND ICH - DIE ÜBERWINDUNG DER UTILITÄT, 2018
Uli Aigner geht in einer Serie von Buntstiftzeichnungen auf Tuchfühlung mit Dagobert Peche, der die Produktgestaltung der Wiener Werkstätte entscheidend mitprägte. Seine Entwürfe waren verspielt, humorvoll und nicht zwingend der Benutzbarkeit folgend. Aigner faszinieren die formalen Anstrengungen, die den Werken eingeschrieben sind. Den Schaffensprozess als Akt der Überwindung, nicht nur intellektuell sondern auch körperlich, stellt sie mit turnerischen Posen zur Schau. Auf Gläser und Vasen schwingt sie sich hoch oder stemmt sich gegen die Schwerkraft. Sie rückt das Menschliche in den Mittelpunkt, nimmt Bezug auf Peches Persönlichkeit und sein kurzes Leben, das von Schicksalsschlägen gezeichnet war.
Seit Mitte der 1990er-Jahre sammelt das Ehepaar Johanna und Hans Hagen Hottenroth weltweit Arbeiten der Tonindustrie Scheibbs, die sie im Keramikmuseum zeigen. Erzählt wird die Geschichte des Ludwig Weinbrenner, Orchideenzüchter und Mann von Welt, der eine Keramikproduktion gründete, nachdem er 1923 am Grundstück seiner Gärtnerei ein Lehmvorkommen entdeckt hatte.
Über zehn Jahre holte er namhafte Künstler und vor allem auch Künstlerinnen aus dem Umfeld der Wiener Werkstätte nach Scheibbs, um hier zu arbeiten. Die einzigartigen Objekte, die großteils international verkauft wurden, sind in ihrer expressiven Formensprache nicht nur Gebrauchsgegenstände, sondern Kunst.
Kurator Gerald Zagler wirft im Rahmen des Viertelfestivals 2021 ein Schlaglicht auf dieses besondere Scheibbser Kulturgut. Die Ausstellung LOAM ist in gewisser Weise Reenactment der Weinbrenner’schen Geste. Zeitgenössische Kunst tritt in Dialog zu den Ausstellungstücken und deren Geschichte.